Südwesteuropa mit dem Roller: Etappe 7

Sevilla
Die Fahrt nach Sevilla: heiß, schattenlos, Olivenfelder.
Zwischenstopp in El Rocío, meine unfreiwillige Wallfahrtstation der 83er Radreise. Zwar hat jetzt der Ort einen astreinen Schnellstraßenanschluß, aber im Ortsinneren ist nach wie vor nichts asphaltiert, überall Sand und Erdstaub, und es kostete, mit dem Roller durch den schwammigen Erdstaub bis zur Wallfahrtskirche zu gelangen.
Ich hatte übersehen, dass am nächsten Tag Sonntag ist, mein Mobiltelefon somit frühestens am Dienstag oder Mittwoch in Sevilla eintreffen wird. Somit bin ich drei bis vier Tage an die Stadt gebunden. Klüger wäre es gewesen, es nach Málaga schicken zu lassen.
In der Innenstadt Sevillas sind Abstellplätze rar; da ich den Roller nicht mehrere Tage irgendwo draußen stehen lassen wollte, musste ich die Kröte schlucken, dass im Hotel das Parken in der Tiefgarage nochmal ein Drittel so viel kostet wie die Übernachtung (das Frühstück übrigens fast eben so viel), da ziehe ich es vor, für einen Bruchteil des Preises ein einfaches Frühstück in einer Bar in der Umgebung des Hotels einzunehmen. Das typische Frühstück der Sevillaner besteht aus lediglich einem Milchkaffee und einem Stück geröstetem Brot mit wenig Butter, eventuell noch ein wenig Marmelade.
Sevilla macht bislang von allen Städten den interessantesten Eindruck auf mich. Freundlich, warm bis heiß, überall kleine Plazas, kleine Läden, oft von Asiaten betrieben, auch Sonntags offen, und kleine Bars, wo man günstig frühstücken oder sonst essen kann, bei annehmbaren Preisen: Viel Lebensqualität. Hier eine kleine Stadtwohnung mit Dachterrasse? Während der Sommermonate, und derer hat es einige, empfiehlt es sich allerdings in klimatisierten Räumen zu sein.
Für heute und morgen sind für Sevilla 38 °C gemeldet.
Die letzten zwei Tage habe ich stundenlange Wege durch Sevilla zurückgelegt. Die Fülle der historischen Gebäude erdrückt, ich habe es beinahe aufgegeben, nach allem fotografierbaren zu schauen. Nach 5 km Fußmarsch durch die Mittagshitze war die Suche nach einer Ersatzsicherung für den Roller letztendlich vergeblich. Man schickte mich von Rollerwerkstatt zu Ersatzteilladen und und wieder weiter, bis ich beim letzten vor verschlossenen Türen stand: Mittagspause bis 16 Uhr. Am nächsten Tag probierte ich es noch an drei Stellen, aber anstelle der 7 A-Sicherung wurde mir nur eine 30 A-Sicherung dieser Bauart angeboten. Ich verzichtete und kaufte stattdessen Motorradöl, sowie beim asiatischen Tante-Emma-Laden einen Trichter, und füllte Motoröl in der Hoteltiefgarage nach.
Im Internetshop erreichte mich dann eine Nachricht von der Xperia-Handy-Ortung: Aufenthaltsort etwa 2 km vom Hotel in Lissabon entfernt, um 14:02 Uhr meines Abfahrttages von Lissabon, an einem Ort, wo ich sicher nicht war. Der Finder hatte es offensichtlich nach Hause genommen, und erst dann aufgrund der Nachricht auf dem Sperrbildschirm ins „Turim“ gebracht. Das Hotel in Lissabon fragte noch mal nach, ob sie es schicken sollen oder ob ich erst den Preis für die Übersendung wissen möchte. Ich teilte ihnen noch mal mit, dass ich nur deshalb so lange in Sevilla sei, weil ich auf das Telefon warte, und dass sie es so schnell wie möglich schicken sollen! Zwei Stunden später kam die Nachricht, dass sie es verschickt hätten; für € 5,80: ???? Das kann wohl kein Expressversand sein. Ich bohrte noch mal nach, und sie versicherten mir, das es ein schneller Versand sei, auch wenn es auf der mir übersandten Bestätigung nicht erkennbar sei. Die Botschaft hörte ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.
Um das ganze ein wenig abzukürzen: Ich wartete sechs Tage vergeblich, aber nicht umsonst (es liefen beträchtliche Hotelkosten auf, für die ich ein wunderschönes neues Telefon bekommen hätte) auf das Handy. Jeden Tag passte ich die Post oder DHL oder sonst ein Transportunternehmen ab, checkte sicherheitshalber vorher um 12 Uhr aus, nahm das Gepäck nach unten, und checkte gegen 17 Uhr wieder ein. Die Tracking-ID des Versands hatte ich inzwischen, am Dienstag um 12:59 war demzufolge das Handy an den internationalen Versand übergeben worden. Seither keine neue Information. Die Hotelrezeption war so nett, für mich bei der Post in Madrid und Lissabon anzurufen, ohne Ergebnis. Auf einen Tip der Rezeptionsdamen hin suchte ich dann am sechsten Tag in Sevilla ein in der Nähe gelegenes Postamt auf. Die bekamen mittels der Tracking-ID (im Internet war dazu nichts zu erfahren) heraus, dass das gute Stück jetzt in Madrid und in zwei Tagen zu erwarten sei. In zwei Tagen ist Sonntag. Somit müsste ich bis mindestens Montag noch mal drei Tage in Sevilla bleiben, der „schnelle Versand“ (O-Ton des Lissaboner 4-Sterne-Hotels) braucht somit 8 Tage. Ich ging direkt vom Postamt in den nächsten mir in Erinnerung gebliebenen Handy-Laden und kaufte das erstbeste Telefon samt Prepaid-Karte, bat das Hotel in Sevilla mir mein altes Telefon nach Eintreffen nach Deutschland zu schicken und flüchtete über Schnellstraßen und Autobahnen aus Sevilla.
Ich hatte inzwischen etwa 30 km zu Fuß durch Sevilla zurückgelegt und 133 Fotos gemacht. Das reicht. Straßenmusik in Sevilla: Concierto de Aranjuez  
Zum achten Teil: Sevilla bis Llíria