Europa-Radreise 1983

Die Europa-Radreise vom 16.03. bis zum 24.05.1983 war für mich als damals Dreißigjähriger ein ganz entscheidender Wendepunkt in meinem Leben.

Nach Abschluss des Studiums der Biologie und Chemie für das Lehramt an Gymnasien und der sich anschließenden 1½ jährigen Referendarzeit wurde 1983 zum ersten Mal ein massiver Einstellungsstopp in den Schuldienst des Landes Baden-Württemberg verfügt. Da in den Jahren darauf für die erfolgreichen Absolventen keine Wartelisten erstellt wurden, und die Noten für weitere Einstellungen, ähnlich wie Jahre zuvor bei der Einführung des Numerus Clausus für verschiedene Studiengänge an Universitäten, immer besser gemacht wurden, war ich systembedingt aus dem Rennen und im Bereich der beruflichen Perspektivlosigkeit.

Ich frage mich bis heute, was aus den zigtausenden Lehramtsabsolventen geworden ist, die zu dieser Zeit aus dem System fielen.

Um finanziell über die Runden zu kommen, machte ich den Taxischein für Stuttgart, und hatte mich für ein Angebot beworben und auch bekommen für eine Firma zu arbeiten, die im Bereich der aufkommenden elektronischen Datenverarbeitung tätig war, mit gestelltem Dienstwagen und für damalige Verhältnisse akzeptablem Gehalt.

Ich war aber nicht gewillt, eine 15semestrige Ausbildung und die damit verbundenen Intentionen einfach so wegzuwerfen.

In der sich anschließenden depressiven Lebensphase, geprägt von finanziellen Engpässen, bedrückenden Wohnsituationen und schwierigen Beziehungsproblemen entschied ich mich, mit dem Rad nach Spanien zu fahren. Der Original-Kommentar meines Tagebuchs von 1983:

„Die Lage ist ungünstig. Zum jetzigen Zeitpunkt sind alle meine Zukunftspläne und Zukunftsaussichten nahezu zerschlagen.“

In der für mich verzweifelten Situation begann ich, in einem eisigen März des Jahres 1983, diese Radreise. Diese Radreise, die mir viele Herausforderungen stellte, stellte sich im Nachhinein als Glücksfall dar. Sie offenbarte mir die Erkenntnis, dass ich auftretende Schwierigkeiten überwinden kann, und ohne Sprachkenntnisse mit mannigfaltigem Erkenntnisgewinn durch fremde Länder reisen kann. Sie hat mir das damals fehlende Selbstvertrauen gebracht.

Und hat im darauffolgenden Jahr das Selbstvertrauen ermöglicht, mich für eine Stelle als Gymnasiallehrer an der Deutschen Schule Quito/Ecuador zu bewerben und dann auch zu bekommen.

Die diesbezügliche Anzeige aus der „ZEIT“ hatte mir mein Schwager Roger zukommen lassen, für das ich ihm noch heute dankbar bin. Auf diese Anzeige hatten sich damals mehrere Dutzend Interessenten beworben.

Grobskizze des Reiseverlaufs:     Zur Europa-Radreise 1983