Siegfried Trapp
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© strapp 2025
Foto: Liesa Johannssen/reuters
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Rosalind Franklin Rosalind Elsie Franklin (1920-1958) war eine britische Spezialistin für die Röntgenstrukturanalyse kristallisierter Makromoleküle. Ihr wichtigstes Forschungsergebnis war die mathematische Analyse ihrer Röntgenbeugungsdiagramme der Desoxyribonukleinsäure; sie war Voraussetzung zur Aufklärung der Doppelhelixstruktur der DNA. Ihr gemeinsam mit ihrem Doktoranden Raymond Gosling im April 1953 zu diesem Thema veröffentlichter Forschungsartikel bildete die Basis für den parallel erschienenen Artikel von James Watson und Francis Crick zur Struktur der DNA. Obwohl die Forschungsergebnisse von Franklin die Grundlage für die Entschlüsselung der DNA durch Watson und Crick bildeten, wofür die beiden 1962 den Nobelpreis erhielten, wurden weder Franklin noch Gosling für ihre Forschung gewürdigt. Franklin starb vier Jahre vor der Vergabe des Nobelpreises im Alter von 37 Jahren an einer Krebserkrankung, die wahrscheinlich durch die Röntgenstrahlenexposition während ihrer Forschung verursacht worden war.  Die  entscheidende Aufnahme hatten Franklin und Gosling im Jahr 1952 am Londoner King’s College angefertigt. Die Fotografie Nummer 51 enthält einen grauen Kreis und in seiner Mitte ein gestricheltes, dunkel abgehobenes X. Wie sich herausstellte, war dieses X das eindimensionale Negativ der dreidimensionalen Kurve der DNA, erstmals gebannt auf Fotofilm. Der Fall Franklin gilt als Beweis für den Matilda-Effekt: die systematische Verdrängung und Leugnung des Beitrags von Wissenschaftlerinnen in der Forschung, deren Arbeit häufig ihren männlichen Kollegen zugerechnet wird. Franklin war in einer jüdischen. kosmopolitisch denkenden Familie aufgewachsen. Zuerst auf einer Mädchenschule mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt, wurde sie mit 17 Jahren am Newnham College der Universität Cambridge für ein Studium der Naturwissenschaften zugelassen. Im Fach Physikalische Chemie schloss sie als Beste ab. Wissenschaftlerinnen fanden insbesondere in den naturwissenschaftlichen Fächern nur sehr schwer Anerkennung. Erst 1945 wurden die ersten Wissenschaftlerinnen in die britische Royal Society aufgenommen. 1944 war das Jahr, in dem Otto Hahn mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, Lise Meitner jedoch, wie in den Folgejahren, übergangen wurde. Die widerstrebende Aufnahme von Frauen in die Reihen der Wissenschaftler erlebte Rosalind Franklin nicht nur als Studentin. Während ihrer gesamten Forschungszeit litt sie an der zögernden Akzeptanz von Forscherinnen in ihrem Fachgebiet. Insbesondere während ihrer Forschungszeit am King’s College in London (1950–1953) schien ihr Geschlecht zur mangelnden Akzeptanz seitens ihrer Kollegen beizutragen.  1947 holte sie die Physikerin Adrienne Weill, die während der Besetzung Frankreichs durch die Nationalsozialisten in Cambridge gearbeitet hatte und aus dieser Zeit Rosalind Franklin gut kannte, nach Paris an das staatliche Laboratoire Central des Services Chimiques de l’Etat. Immer wieder werden diese Pariser Jahre als Franklins glücklichste Zeit geschildert: Mit dem Forschungsteam soll sie sich gut verstanden haben, ihre wissenschaftlichen Leistungen wurden anerkannt. Womöglich war es auch das weltoffene Paris, das zu ihrem Glück beitrug. Dort konnte sie sich als Frau sehr viel freier bewegen als im London der damaligen Zeit. 1950 kehrte sie nach London zurück, um unter Leitung von John Turton Randall am King’s College London weiterzuforschen. Zu den Eigenarten John Randalls, unter dessen Leitung das Laboratorium am King’s College stand, gehörte es, die Aufgabengebiete der Mitarbeiter nicht klar abzugrenzen. Maurice Wilkins, der stellvertretende Leiter des Laboratoriums, akzeptierte keine ihm gleichgestellte Kollegin und behandelte Franklin als seine Assistentin. Selbst nach einer Intervention im Herbst 1951 durch Randall, mit einem klärenden Dreiergespräch zwischen ihm, Wilkins und Franklin hatte Wilkins Mühe, Franklin zu akzeptieren. Die beiden redeten kaum noch miteinander. Dass sie sich am King's College nicht recht wohlfühlte und sich offenbar ganz auf ihre Studien konzentrierte, mag noch einen weiteren Grund haben. Den  beschreibt der Physiker Simon Altmann, ein jahrelanger Freund Franklins in einem Interview mit Franklins Biografin Brenda Maddox so: „Wohlbelesen in zwei Sprachen war sie ein zivilisiertes, intellektuelles Leben sowie Gespräche über Malerei, Lyrik, Theater und Existenzialismus gewohnt… Jetzt umgaben sie Menschen, die noch nie von Sartre gehört hatten, die hauptsächlich den ‚Evening Standard‘ lasen und denen die Sorte Mädchen gefiel, die sich auf Fachbereichspartys betranken, von Schoß zu Schoß weitergereicht wurden und sich den BH öffnen ließen.“ Als Maurice Wilkins auf das von Franklin gemachte Foto Nummer 51 stieß, zeigte er es den ebenfalls die DNA erforschenden Wissenschaftlerkollegen Watson und Crick– und lieferte ihnen damit den entscheidenden Hinweis auf die Doppelhelixstruktur der DNA. 1953 veröffentlichten Watson und Crick daraufhin einen Artikel in der Fachzeitschrift Nature. Sie dankten Franklin dort zwar für ihren Beitrag, worin dieser bestanden hatte, ließen sie aber unerwähnt. Es waren Watson und Crick, die nun als Entdecker des DNA-Models in seiner Doppelhelixstruktur galten. Während Rosalind Franklin – so wird es in verschiedenen Quellen dargestellt – jede voreilige Spekulation ohne ausreichend empirisch erforschtes Beweismaterial zuwider war, ging es Watson und Crick um spektakuläre Entdeckungen. Die Entschlüsselung der DNA und die Entdeckung der Doppelhelix lagen Anfang der 1950er Jahre „in der Luft“. Zahlreiche Wissenschaftler unternahmen daher Anstrengungen, die Struktur der DNA zu entschlüsseln. Zu den Personen, denen man am ehesten die Entschlüsselung zutraute, zählte Linus Pauling, der bereits weitreichende Forschungen zu Proteinen vorgenommen hatte. Er hatte schon 1951 für diese sein Modell der Alpha-Helix- Struktur vorgestellt. Pauling veröffentlichte zu Anfang des Jahres 1953 ein fehlerhaftes DNA- Modell, bei dem er drei DNA-Fäden unterstellte (Franklin schrieb ihm unmittelbar nach der Veröffentlichung und begründete mit ihren Analysen, warum sein Modell nicht stimmen konnte). Zwei zu dem Zeitpunkt noch unbekannte junge Wissenschaftler an der Universität Cambridge, James Watson und Francis Crick – letzterer hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal seine Promotion abgeschlossen –, sahen in diesem Gebiet eine Möglichkeit, sich wissenschaftlichen Ruhm zu erwerben. Ihnen war jedoch klar, dass sie sehr rasch zu Ergebnissen kommen mussten und eine schnelle Veröffentlichung notwendig sein würde, wollten sie einem Durchbruch von Pauling zuvorkommen. Beide standen in engem Austausch mit Maurice Wilkins vom King’s College. Während Franklin eine empirische Herangehensweise bevorzugte, lag die Stärke von Crick und Watson in der Entwicklung von Theorien. Unter Einbezug der Informationen, die sie aus einem Vortrag von Franklin am King’s College gewonnen hatten, entwickelten Crick und Watson im Jahre 1952 ein Modell, das aus drei Helixsträngen bestand. Sie luden deshalb Franklin und Wilkins Ende 1952 nach Cambridge ein, um ihnen ihr Modell der DNA vorzustellen. Für Franklin war der Ausflug Zeitverschwendung; sie wies Watson und Crick nach, dass ihr Modell völlig unzulänglich war, und reiste verärgert nach London zurück. Bei aller Zeitnot hielt sie eine Modellbildung ohne Datenbasis nicht für sinnvoll und die Aufstellung des Modells für verfrüht. Am 30. Januar 1953 gewährte Wilkins, ohne von Franklin eine Erlaubnis dafür zu haben, bei einem Besuch von Watson diesem (und damit auch Crick) Zugang zu Franklins Beugungsaufnahme Nr. 51 mit einer Konfiguration der DNA, die insbesondere für Watson der optische Beweis dafür war, dass die DNA eine Helix war. Mitte März 1953 wurden Wilkins und Franklin nach Cambridge eingeladen, wo ihnen das Modell von Watson und Crick vorgestellt wurde. Da es auf den eigenen Daten beruhte, verwundert es nicht, dass sie der Richtigkeit unmittelbar zustimmten. Da Franklin keine Kenntnis vom Datendiebstahl hatte, einigte man sich darauf, dass das Modell allein als das von Watson und Crick veröffentlicht wurde, und Franklins Analysedaten separat. Im April 1953 erschienen in der wissenschaftlichen Zeitschrift Nature drei Artikel zur Struktur der DNA: Im ersten stellten Watson und Crick ihr Modell vor – und gestanden in ihrem knapp einseitigen Artikel ein: „We have also been stimulated by a knowledge of the general nature of the unpublished experimental results and ideas of Dr. M. H. F. Wilkins, Dr. R. E. Franklin and their co-workers at King’s College, London.“ 15 Jahre lang leugneten Watson und Crick, die exakten Daten von Franklins röntgenspektografischen Befunden aus ihrem unveröffentlichten Forschungsbericht vorab gekannt zu haben. Erst im Jahr 1968 veröffentlichte Watson sein Buch “Die Doppelhelix”, in dem er seine Erinnerungen an dieses Projekt beschrieb und eingesteht, Franklins Daten übernommen zu haben, ohne dass Franklin davon wusste. Franklin wechselte 1953 zum Birkbeck College. Man ließ sie am King’s College unter der Bedingung gehen, künftig nicht weiter die DNA zu erforschen 1956 wurde bei ihr ein Ovarialkarzinom diagnostiziert – möglicherweise eine Auswirkung ihrer Arbeit mit Röntgenstrahlen.Bei einer Operation am 4. September 1956 wurden metastasierte Tumorherde mit einer sehr schlechten Prognose gefunden. Von Krankenhausaufenthalten unterbrochen betrieb sie bis kurz vor ihrem Tod am 16. April 1958 ihre Forschungen weiter.  1962 erhielten Watson, Crick und Wilkins den Nobelpreis für die Erforschung der Struktur der DNA.    Rosalind Franklin 1955
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Franklin in Paris (undatiert)
Mindestens drei Biografien befassen sich mit Franklin. 1987 produzierte die BBC einen Fernsehfilm namens „Life Story“, der in den USA unter dem Titel The Race for the Double Helix“ erschien. 2008 wurde in den USA ein Theaterstück mit dem Titel Photograph 51“ uraufgeführt. 2015 hatte das Stück über Franklins Leben dann in London Premiere – mit Nicole Kidman in der Hauptrolle.
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Rosalind Franklin Rosalind Elsie Franklin (1920-1958) war eine britische Spezialistin für die Röntgenstrukturanalyse kristallisierter Makromoleküle. Ihr wichtigstes Forschungsergebnis war die mathematische Analyse ihrer Röntgenbeugungsdiagramme der Desoxyribonukleinsäure; sie war Voraussetzung zur Aufklärung der Doppelhelixstruktur der DNA. Ihr gemeinsam mit ihrem Doktoranden Raymond Gosling im April 1953 zu diesem Thema veröffentlichter Forschungsartikel bildete die Basis für den parallel erschienenen Artikel von James Watson und Francis Crick zur Struktur der DNA. Obwohl die Forschungsergebnisse von Franklin die Grundlage für die Entschlüsselung der DNA durch Watson und Crick bildeten, wofür die beiden 1962 den Nobelpreis erhielten, wurden weder Franklin noch Gosling für ihre Forschung gewürdigt. Franklin starb vier Jahre vor der Vergabe des Nobelpreises im Alter von 37 Jahren an einer Krebserkrankung, die wahrscheinlich durch die Röntgenstrahlenexposition während ihrer Forschung verursacht worden war.  Die  entscheidende Aufnahme hatten Franklin und Gosling im Jahr 1952 am Londoner King’s College angefertigt. Die Fotografie Nummer 51 enthält einen grauen Kreis und in seiner Mitte ein gestricheltes, dunkel abgehobenes X. Wie sich herausstellte, war dieses X das eindimensionale Negativ der dreidimensionalen Kurve der DNA, erstmals gebannt auf Fotofilm. Der Fall Franklin gilt als Beweis für den Matilda- Effekt: die systematische Verdrängung und Leugnung des Beitrags von Wissenschaftlerinnen in der Forschung, deren Arbeit häufig ihren männlichen Kollegen zugerechnet wird. Franklin war in einer jüdischen. kosmopolitisch denkenden Familie aufgewachsen. Zuerst auf einer Mädchenschule mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt, wurde sie mit 17 Jahren am Newnham College der Universität Cambridge für ein Studium der Naturwissenschaften zugelassen. Im Fach Physikalische Chemie schloss sie als Beste ab. Wissenschaftlerinnen fanden insbesondere in den naturwissenschaftlichen Fächern nur sehr schwer Anerkennung. Erst 1945 wurden die ersten Wissenschaftlerinnen in die britische Royal Society aufgenommen. 1944 war das Jahr, in dem Otto Hahn mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, Lise Meitner jedoch, wie in den Folgejahren, übergangen wurde. Die widerstrebende Aufnahme von Frauen in die Reihen der Wissenschaftler erlebte Rosalind Franklin nicht nur als Studentin. Während ihrer gesamten Forschungszeit litt sie an der zögernden Akzeptanz von Forscherinnen in ihrem Fachgebiet. Insbesondere während ihrer Forschungszeit am King’s College in London (1950–1953) schien ihr Geschlecht zur mangelnden Akzeptanz seitens ihrer Kollegen beizutragen.  1947 holte sie die Physikerin Adrienne Weill, die während der Besetzung Frankreichs durch die Nationalsozialisten in Cambridge gearbeitet hatte und aus dieser Zeit Rosalind Franklin gut kannte, nach Paris an das staatliche Laboratoire Central des Services Chimiques de l’Etat. Immer wieder werden diese Pariser Jahre als Franklins glücklichste Zeit geschildert: Mit dem Forschungsteam soll sie sich gut verstanden haben, ihre wissenschaftlichen Leistungen wurden anerkannt. Womöglich war es auch das weltoffene Paris, das zu ihrem Glück beitrug. Dort konnte sie sich als Frau sehr viel freier bewegen als im London der damaligen Zeit. 1950 kehrte sie nach London zurück, um unter Leitung von John Turton Randall am King’s College London weiterzuforschen. Zu den Eigenarten John Randalls, unter dessen Leitung das Laboratorium am King’s College stand, gehörte es, die Aufgabengebiete der Mitarbeiter nicht klar abzugrenzen. Maurice Wilkins, der stellvertretende Leiter des Laboratoriums, akzeptierte keine ihm gleichgestellte Kollegin und behandelte Franklin als seine Assistentin. Selbst nach einer Intervention im Herbst 1951 durch Randall, mit einem klärenden Dreiergespräch zwischen ihm, Wilkins und Franklin hatte Wilkins Mühe, Franklin zu akzeptieren. Die beiden redeten kaum noch miteinander. Dass sie sich am King's College nicht recht wohlfühlte und sich offenbar ganz auf ihre Studien konzentrierte, mag noch einen weiteren Grund haben. Den  beschreibt der Physiker Simon Altmann, ein jahrelanger Freund Franklins in einem Interview mit Franklins Biografin Brenda Maddox so: „Wohlbelesen in zwei Sprachen war sie ein zivilisiertes, intellektuelles Leben sowie Gespräche über Malerei, Lyrik, Theater und Existenzialismus gewohnt… Jetzt umgaben sie Menschen, die noch nie von Sartre gehört hatten, die hauptsächlich den ‚Evening Standard‘ lasen und denen die Sorte Mädchen gefiel, die sich auf Fachbereichspartys betranken, von Schoß zu Schoß weitergereicht wurden und sich den BH öffnen ließen.“ Als Maurice Wilkins auf das von Franklin gemachte Foto Nummer 51 stieß, zeigte er es den ebenfalls die DNA erforschenden Wissenschaftlerkollegen Watson und Crick– und lieferte ihnen damit den entscheidenden Hinweis auf die Doppelhelixstruktur der DNA. 1953 veröffentlichten Watson und Crick daraufhin einen Artikel in der Fachzeitschrift Nature. Sie dankten Franklin dort zwar für ihren Beitrag, worin dieser bestanden hatte, ließen sie aber unerwähnt. Es waren Watson und Crick, die nun als Entdecker des DNA-Models in seiner Doppelhelixstruktur galten. Während Rosalind Franklin – so wird es in verschiedenen Quellen dargestellt – jede voreilige Spekulation ohne ausreichend empirisch erforschtes Beweismaterial zuwider war, ging es Watson und Crick um spektakuläre Entdeckungen. Die Entschlüsselung der DNA und die Entdeckung der Doppelhelix lagen Anfang der 1950er Jahre „in der Luft“. Zahlreiche Wissenschaftler unternahmen daher Anstrengungen, die Struktur der DNA zu entschlüsseln. Zu den Personen, denen man am ehesten die Entschlüsselung zutraute, zählte Linus Pauling, der bereits weitreichende Forschungen zu Proteinen vorgenommen hatte. Er hatte schon 1951 für diese sein Modell der Alpha-Helix-Struktur vorgestellt. Pauling veröffentlichte zu Anfang des Jahres 1953 ein fehlerhaftes DNA-Modell, bei dem er drei DNA-Fäden unterstellte (Franklin schrieb ihm unmittelbar nach der Veröffentlichung und begründete mit ihren Analysen, warum sein Modell nicht stimmen konnte). Zwei zu dem Zeitpunkt noch unbekannte junge Wissenschaftler an der Universität Cambridge, James Watson und Francis Crick – letzterer hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal seine Promotion abgeschlossen –, sahen in diesem Gebiet eine Möglichkeit, sich wissenschaftlichen Ruhm zu erwerben. Ihnen war jedoch klar, dass sie sehr rasch zu Ergebnissen kommen mussten und eine schnelle Veröffentlichung notwendig sein würde, wollten sie einem Durchbruch von Pauling zuvorkommen. Beide standen in engem Austausch mit Maurice Wilkins vom King’s College. Während Franklin eine empirische Herangehensweise bevorzugte, lag die Stärke von Crick und Watson in der Entwicklung von Theorien. Unter Einbezug der Informationen, die sie aus einem Vortrag von Franklin am King’s College gewonnen hatten, entwickelten Crick und Watson im Jahre 1952 ein Modell, das aus drei Helixsträngen bestand. Sie luden deshalb Franklin und Wilkins Ende 1952 nach Cambridge ein, um ihnen ihr Modell der DNA vorzustellen. Für Franklin war der Ausflug Zeitverschwendung; sie wies Watson und Crick nach, dass ihr Modell völlig unzulänglich war, und reiste verärgert nach London zurück. Bei aller Zeitnot hielt sie eine Modellbildung ohne Datenbasis nicht für sinnvoll und die Aufstellung des Modells für verfrüht. Am 30. Januar 1953 gewährte Wilkins, ohne von Franklin eine Erlaubnis dafür zu haben, bei einem Besuch von Watson diesem (und damit auch Crick) Zugang zu Franklins Beugungsaufnahme Nr. 51 mit einer Konfiguration der DNA, die insbesondere für Watson der optische Beweis dafür war, dass die DNA eine Helix war. Mitte März 1953 wurden Wilkins und Franklin nach Cambridge eingeladen, wo ihnen das Modell von Watson und Crick vorgestellt wurde. Da es auf den eigenen Daten beruhte, verwundert es nicht, dass sie der Richtigkeit unmittelbar zustimmten. Da Franklin keine Kenntnis vom Datendiebstahl hatte, einigte man sich darauf, dass das Modell allein als das von Watson und Crick veröffentlicht wurde, und Franklins Analysedaten separat. Im April 1953 erschienen in der wissenschaftlichen Zeitschrift Nature drei Artikel zur Struktur der DNA: Im ersten stellten Watson und Crick ihr Modell vor – und gestanden in ihrem knapp einseitigen Artikel ein: „We have also been stimulated by a knowledge of the general nature of the unpublished experimental results and ideas of Dr. M. H. F. Wilkins, Dr. R. E. Franklin and their co-workers at King’s College, London.“ 15 Jahre lang leugneten Watson und Crick, die exakten Daten von Franklins röntgenspektografischen Befunden aus ihrem unveröffentlichten Forschungsbericht vorab gekannt zu haben. Erst im Jahr 1968 veröffentlichte Watson sein Buch “Die Doppelhelix”, in dem er seine Erinnerungen an dieses Projekt beschrieb und eingesteht, Franklins Daten übernommen zu haben, ohne dass Franklin davon wusste. Franklin wechselte 1953 zum Birkbeck College. Man ließ sie am King’s College unter der Bedingung gehen, künftig nicht weiter die DNA zu erforschen 1956 wurde bei ihr ein Ovarialkarzinom diagnostiziert – möglicherweise eine Auswirkung ihrer Arbeit mit Röntgenstrahlen.Bei einer Operation am 4. September 1956 wurden metastasierte Tumorherde mit einer sehr schlechten Prognose gefunden. Von Krankenhausaufenthalten unterbrochen betrieb sie bis kurz vor ihrem Tod am 16. April 1958 ihre Forschungen weiter.  1962 erhielten Watson, Crick und Wilkins den Nobelpreis für die Erforschung der Struktur der DNA.    Rosalind Franklin 1955
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Franklin in Paris (undatiert)
Mindestens drei Biografien befassen sich mit Franklin. 1987 produzierte die BBC einen Fernsehfilm namens „Life Story“, der in den USA unter dem Titel The Race for the Double Helix“ erschien. 2008 wurde in den USA ein Theaterstück mit dem Titel Photograph 51“ uraufgeführt. 2015 hatte das Stück über Franklins Leben dann in London Premiere – mit Nicole Kidman in der Hauptrolle.