Um halb neun sind wir aufgestanden und haben
zusammengepackt. Das Nichteinfädeln der
Kreuzstangen an
der Zeltkuppel war ein ziemlicher Fehler:
Durch den Wind wurden sie stark verbogen.
In Oelbronn kauften wir Kaffee, Butter und
Wecken ein und hatten 2 bis 3 km weiter eine ziemliche windige Frühstücksstätte; es
mundete trotzdem gut. Dann fahrn ohn Unterlass: Schlussendlich bis Elchesheim. Charly
hat immer noch mit Konditionsschwierigkeiten zu kämpfen, bei Gegenwind läuft auch
seine Nase ohne Unterlass.
Jetzt warten wir auf ein Schnitzel mit Brot; hoffentlich finden wir heute noch einen
einigermaßen guten Zeltplatz zum Campeln.
Ernolsheim in der Nähe von Straßbourg. Mittwoch 23.03.1983, 18:30
Sehr guter Zeltplatz im Eruchwald bei Elchesheim; jeweils kleine Differenzen bei der
Zeltplatzbestimmung zwischen Charly und mir: Wenn er abends müde ist, möchte er immer den
erstbesten, auch wenn der 50m neben einer ziemlich befahrenen Straße liegt.
Starker Militärflugverkehr: Starfighter, Mirage, MCRA Tornados, die mich an einen meiner
dramatischsten Träume erinnerten, bei dem von einer solchen Maschine, in etwa 10 km Entfernung
von mir entfernt, eine Atombombe abgeworfen wurde und der Atompilz aufstieg und ich auf die
Hitze- und Strahlungswelle wartete.
Sturm in der Nacht: Nacht der rauschenden Pappeln.
Trotzdem recht gut geschlafen.
Am nächsten Morgen liegt auf den Schwarzwaldhöhen Schnee; im Radio (das mich
im Übrigen stört, insbesondere die Werbung und die flache Musik, das Ding muss doch nicht immer
wieder laufen) war zu vernehmen, dass in Baden-Württemberg Schneeglätte- und
Schneematschprobleme bestehen. Auch bei uns ist es kälter geworden, die
Temperaturen liegen bei vielleicht 4 bis 5 Grad Celsius.
Es beginnt die Zeit des Gegenwindes, er hält an bis zur Grenze in
Plittersdorf. Die Fähre über den Rhein fährt nur wegen uns, Grenzbeamte
haben wir nicht mal von der Ferne gesehen.
In Frankreich fällt wie erwartet die Verkehrsdichte schlagartig ab. Zwischen Seltz und Königsbrück
fahren wir eine abenteuerliche Waldpiste voller Schlammlöcher.
In Bischwiller ereilt mich eine Reifenpanne: am Hinterreifen, also alles Gepäck
herunter, Kette und Gangschaltung weg, dies alles bei eiskaltem starken Wind. Eine
kleine Glasscherbe war in den Reifen gedrungen.
Wir fuhren nicht mehr weit; nach einigen Schwierigkeiten in Gestalt eines
anstrengenden schlammigen Feldweges fanden wir einen Schlafplatz am
Waldrand zwischen Gries und Weitbruch: Nacht der ächzenden Buchen.
Noch zum Tagesablauf bleibt zu bemerken: Eine Flasche
Weißwein in den Feldflaschen hob die Stimmung bei einer
guten Pause an einer Blockhütte im Wald nach dem
Schlammweg.
Nachts ist es recht kalt, vielleicht 3 - 4 °C. Mein Fußteil des Schlafsacks scheuert
während des Regens an der Zeltwand und wird nass: Das fährt die Isolationswirkung gegen Null.
Charly zieht sich über Nacht die Wollmütze übers Gesicht. Und die hat keine Schlitze für Augen,
Mund oder Nase.
Am nächsten Morgen scheint die Sonne ein wenig, und der Wind weht, so dass der Schlafsack
trocknet.
Siegfried
Trapp
Willkommen
Bienvenido
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